Schwermetalleintrag sowie die Ewigkeitschemikalien PFAS
Schwermetalleintrag sowie die Ewigkeitschemikalien PFAS
Böden sind Einträgen von unterschiedlichen Schadstoffen direkt oder indirekt ausgesetzt. Zum Beispiel direkt durch die Düngung von Ackerland mit Klärschlämmen, die Arzneimittelrückstände, Mikroplastik oder Schwermetalle enthalten, durch den Pestizideinsatz oder den Umgang mit Gefahrstoffen in der Industrie. Zum Beispiel indirekt durch Reifenabrieb oder Stickstoff, Säure oder Schwermetalle über den Transport als Aerosole.
© Paul Vom Ehrenberg / Pixabay Schwermetalle wie Blei, Cadmium und Quecksilber werden in großen Mengen bei der Herstellung und Verbrennung fossiler Brennstoffe freigesetzt. Weitere wichtige Quellen sind Müllverbrennungsanlagen, die Zement- und Glasindustrie sowie der Kraftfahrzeugverkehr. Schwermetalle sind in der Umwelt langlebig und wirken in bestimmten Konzentrationen toxisch sowie die Bodenfunktionen beeinträchtigend. Auch können sie sich in Pflanzen anreichern und in die Nahrungskette gelangen. Der Eintrag von Blei und Cadmium im Staubniederschlag an den ländlichen Messstationen Nordrhein-Westfalens ist 2023 auf ein Zehntel des Basisjahrs 1886 zurückgegangen. Damit wurde deren Eintrag in den Boden erheblich vermindert. Durch die geringe Messstellenzahl ist die flächenhafte Repräsentanz eingeschränkt, die Indikatorwerte sind aber dennoch für die Beobachtung der Entwicklung geeignet. Neben dem Verbot von Blei in Kraftstoffen und Bremsbelägen haben sich staubemissionsmindernde Maßnahmen in Industrieanlagen und die Stilllegung von staubintensiven Betrieben positiv ausgewirkt.
Eine wichtige, industriell gefertigte Stoffgruppe bilden die mehr als 10.000 Einzelverbindungen der per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS). Sie sind wasser-, fett- und schmutzabweisend und werden für zahlreiche Produkte hergestellt – auch in Nordrhein-Westfalen: für Kosmetika, Kochgeschirr, Lebensmittelverpackungen, Textilien, aber auch für Metall- und Kunststoffoberflächen, Pflanzenschutzmittel, Feuerlöschschäume und vieles mehr. Das Problem: Viele PFAS sind extrem langlebig, einige toxisch und reichern sich in der Umwelt und in Organismen an. Ob in der Antarktis, im Regen- oder Grundwasser, im Boden oder im menschlichen Blut: PFAS lassen sich mittlerweile an vielen Orten nachweisen. Wissenschaftliche Studien bringen diese Stoffgruppe unter anderem mit einem erhöhten Krebsrisiko, mit Leberschäden sowie Schilddrüsenfunktions-, Immun- und Hormonsystemstörungen wie Unfruchtbarkeit in Zusammenhang. Umso wichtiger ist es, PFAS in verbrauchernahen Produkten weitestgehend zu verbieten. Gleichermaßen ist sicherzustellen, dass PFAS in nicht substituierbaren Anwendungen keinesfalls austreten und in die Umwelt gelangen können.
© MUNV NRW Umweltindikator Schwermetalleintrag an ländlichen Stationen
Schwermetalle, darunter die beiden im Indikator berücksichtigten Elemente Blei und Cadmium, sind in hohen Konzentrationen umwelt- und gesundheitsgefährdend. Es gilt daher, ihren Eintrag auf ein verträgliches Maß zu reduzieren. Die insgesamt 5 zugrunde gelegten Hintergrund-Messstationen im Bergischen Land, im Eggegebirge, in der Eifel, im Münsterland und im Rothaargebirge verzeichneten im Jahr 2023 einen Rückgang der Blei- und Cadmiumeinträge gegenüber dem Basisjahr 1986 um 90 % auf 0,1. Emissionsminderungen in Industriebetrieben, Anlagenstilllegungen und das Verbot von Blei in Kraftstoffen und Bremsbelägen trugen dazu bei. Über die letzten 10 Jahre ist für den Schwermetalleintrag an ländlichen Stationen kein signifikanter Trend feststellbar.
Schlagzeilen und Neuigkeiten zu PFAS gab es 2023 durch das „Forever Pollution Project“: Ein internationaler Rechercheverbund berichtete über mehr als 17.000 durch PFAS verseuchte Orte. Darunter sind auch Hotspots in Nordrhein-Westfalen mit Belastungen im Grundwasser von bis zu mehreren zehntausend Nanogramm pro Liter. Hauptursache sind Löschmittel. Derweil leitete das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr ein Untersuchungsprogramm zur Ermittlung der PFAS-Hintergrundbelastung in die Wege, um Regelungen zum Umgang mit PFAS-haltigem Bodenmaterial schaffen zu können. Dabei wurde eine Hintergrundbelastung in allen Böden nachgewiesen, mit der es umzugehen gilt. Den nordrhein-westfälischen Bodenschutzbehörden waren mit Stand 2023 mehr als 160 Fälle von Boden- und Grundwasserbelastungen durch PFAS-Einträge bekannt. Der Stand der Bearbeitung von PFAS-Fällen wird bei den zuständigen Bodenschutzbehörden regelmäßig erhoben. Bei der laufenden Erhebung (2025) zeichnet sich bereits ab, dass die Anzahl der PFAS-Fälle angestiegen ist und sich somit weitere Fälle in der systematischen Bearbeitung befinden. In Nordrhein-Westfalen wurde vergleichsweise früh mit der Bearbeitung von PFAS-Fällen mit Boden- und Grundwasserverunreinigungen begonnen, so dass im Vollzug bereits weitreichende Erfahrung dazu vorliegt. Eine Vielzahl von Fällen befindet sich bereits in der Sanierung. Auf EU-Ebene sind bis dato nur wenige PFAS-Einzelsubstanzen hinsichtlich Herstellung und Inverkehrbringen reguliert. Daher beantragte das Umweltbundesamt zusammen mit Behörden aus Deutschland, Dänemark, den Niederlanden, Schweden und Norwegen bei der Europäischen Chemikalienagentur ECHA, das Inverkehrbringen und die Verwendung der gesamten Stoffgruppe PFAS weitestge- hend zu beschränken. Eine Entscheidung darüber wird nach Prüfung und unter Einbeziehung der Mitgliedstaaten und des Europäischen Parlaments voraussichtlich im Jahr 2025 gefällt.
© MUNV NRW Den Bodenschutzbehörden gemeldete PFAS-Fallzahlen und Ursachen in Nordrhein-Westfalen
Die Summe der gemeldeten Fälle mit PFAS-Belastungen im Boden und im Grundwasser ist bei jeder Erhebung gegenüber der Vorerhebung angestiegen. Eine erste Bestandsaufnahme im Jahr 2011 zählte 18 Fälle, für 2023 wurden 166 Fälle gemeldet. Fast drei Viertel der PFAS-Spots entfallen auf belegte oder vermutete Feuerlöschmitteleinsätze, gefolgt von 12 % für Standorte für galvanische Oberflächenbeschichtungen. Sonstige Ursachen sind zum Beispiel Material- oder Klärschlammaufbringungen, Altablagerungen oder Altstandorte der Textilindustrie.