Steigende Jahresmitteltemperaturen –
beobachtet und projiziert

Zweifellos zeigen sich die Auswirkungen des globalen Klimawandels seit geraumer Zeit auch in Nordrhein-Westfalen, zum Beispiel durch erhöhte Gesundheitsrisiken durch Hitzebelastung, durch Ernteausfälle, Niedrigwasserrekorde, vermehrte Extremwetterereignisse und massive Waldschäden.

Symbolbild: Glaskugel auf einem Feld. In der Kugel wird das Bild gespiegelt. Im Hintergrund geht die Sonne unter. © Louis Maniquet / Unsplash

Gegenüber der durchschnittlichen Jahresmitteltemperatur der ersten beobachteten Klimanormalperiode Nordrhein-Westfalens (Jahre 1881 bis 1910 mit 8,4 °C) ist die durchschnittliche Jahresmitteltemperatur der 30-Jahres-Zeitspanne 1995 bis 2024 um 1,7 °C auf 10,1 °C gestiegen. Der neueste Rekord der Jahresmitteltemperatur wurde im Jahr 2024 mit 11,3 °C erreicht.

Der Deutsche Wetterdienst ermittelte anhand von repräsentativen Projektionspfaden (englisch: representative concentration pathway, RCP) des Weltklimarats Klimaszenarien für Nordrhein-Westfalen. Demnach ist hierzulande ein weiterer Temperaturanstieg als nahezu sicher anzunehmen: Nach den Projektionen für das „Weiter-wie-bis- her-Szenario“ RCP 8.5 mit einem sehr hohen Strahlungsantrieb ist für den 30-Jahres-Zeitraum 2031 bis 2060 ein Temperaturanstieg auf etwa 10,6 bis 11,4 °C und für 2071 bis 2100 ein Temperaturanstieg auf etwa 12,1 bis 13,7 °C im Jahresdurchschnitt zu befürchten. (Die Temperaturbereiche wurden mittels Perzentilen angegeben, mit dem 15., 50., und 85. Perzentil sind die mittleren 70 % der Ergebnisse der einzelnen Klimaprojektionen abgedeckt.) Nach dem moderateren „Stabilisierungsszenario“ RCP 4.5 ist unter anderem für die Zeit- spanne 2071 bis 2100 mit einem Temperaturanstieg auf etwa 10,6 bis 12,0 °C im Jahresdurchschnitt zu rechnen. Dagegen lässt das weitgehend mit dem Klimaschutzabkommen von Paris konforme Szenario RCP 2.6 mit einer sehr ambitionierten Treibhausgasausstoßreduktion unter anderem auf eine mittlere Jahreslufttemperatur von etwa 10,1 bis 10,8 °C für die letzten 3 Dekaden des 21. Jahrhunderts hoffen. Jedoch lässt sich das Szenario RCP 2.6 kaum noch erreichen. Laut EU-Copernicus Climate Change Service war 2024 mit 15,1 °C weltweit das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Erstmals lag die globale Jahresdurchschnittstemperatur um 1,6 °C höher als im Schnitt der Jahre 1850 bis 1900.

Umweltindikator Warming Stripes und globale Kohlendioxidkonzentration: Abgebildet sind die Jahresmitteltemperaturen Nordrhein-Westfalens seit Beobachtungsbeginn 1881 nach Hawkins mit einer bipolaren sequenziellen Farbskala. © MUNV NRW

Umweltindikator Warming Stripes und globale Kohlendioxidkonzentration

Abgebildet sind die Jahresmitteltemperaturen Nordrhein-Westfalens seit Beobachtungsbeginn 1881 nach Hawkins mit einer bipolaren sequenziellen Farbskala (Wertebereich 7,4 °C für das kälteste Jahr 1888 bis 11,3 °C für das wärmste Jahr 2024). Hinterlegt ist die für den Treibhauseffekt wesentliche CO2-Konzentration der globalen Atmosphäre, um den Zusammenhang von Temperatur und CO2-Konzentration zu verdeutlichen (sie wurde bestimmt aus antarktischen Eisbohrkernen beziehungsweise gemessen auf Mauna Loa). Im Jahr 2024 betrug sie 424,6 ppm. Die Trends zu den Jahresmitteltemperaturen und CO2-Konzentrationen sind signifikant steigend. Die Klimakonvention der Vereinten Nationen sieht vor, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen und Anstrengungen für eine Begrenzung auf 1,5 °C zu unternehmen.

 

Liniendiagramm: Beobachtete und projizierte mittlere NRW-Jahreslufttemperatur 1881 bis 2100 © MUNV NRW

Beobachtete und projizierte mittlere NRW-Jahreslufttemperatur 1881 bis 2100

Im 30-Jahres-Zeitraum 1881 bis 1910 lag die Jahresmitteltemperatur Nordrhein-Westfalens bei 8,4 °C. Im Zeitraum 1995 bis 2024 lag sie mit 10,1 °C um 1,7 °C höher. Für den gesamten Messzeitraum von 1881 bis 2023 beträgt der Mittelwert 9,1 °C. Eine Trendberechnung ergab einen signifikanten Anstieg der Jahresmitteltemperatur. Nach 21 projizierten Einzelläufen des „Weiter-wie-bis- her-Szenarios“ RCP 8.5 ist für den 30-Jahres-Zeitraum 2071 bis 2100 mit einer mittleren Jahreslufttemperatur von etwa 12,1 bis 13,7 °C zu rechnen. 11 Einzelläufe des weitgehend mit dem Übereinkommen von Paris konformen „Klimaschutzszenarios“ RCP 2.6 lassen dagegen auf eine mittlere Jahreslufttemperatur von etwa 10,1 bis 10,8 °C für die letzten 3 Dekaden des 21. Jahrhunderts schließen.

 

Tabelle mit den beobachteten und für 3 Szenarien projizierten mittleren Jahreslufttemperaturen für Klimanormalperioden. © MUNV NRW

Beobachtete und für 3 Szenarien projizierte mittlere NRW-Jahreslufttemperatur für Klimanormalperioden