Ressource Fläche

Ressource Fläche
Fläche – eine ebenso begrenzte wie begehrte Ressource
Ressource Fläche
Die unbebaute, unzerschnittene und unversiegelte Fläche ist ein schützenswertes Gut, denn sie ist unsere Lebensgrundlage. Die Ressource Fläche ist begrenzt, nicht vermehrbar und gleichzeitig begehrt, denn sie ist diversen Nutzungsansprüchen ausgesetzt: Nutzungen und Funktionen wie Wohnen und Gewerbe, Land- und Forstwirtschaft, Freizeit und Erholung, Wirtschaft, Energieerzeugung und Naturschutz stellen erhebliche Ansprüche an die Fläche. Der Druck auf die Ressource ist demzufolge sehr hoch und produziert vielfältige Konfliktlagen.
Flächenneuinanspruchnahme
Die Flächenneuinanspruchnahme oder auch der Flächenverbrauch wird definiert als Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche, insbesondere durch die Inanspruchnahme von naturbelassenen oder landwirtschaftlichen Flächen. Die so definierte Fläche kann jedoch nicht mit versiegelter Fläche gleichgesetzt werden, da in die Siedlungs- und Verkehrsfläche auch unbebaute und nicht versiegelte Flächen eingehen. Schätzungen ergeben für die Siedlungs- und Verkehrsfläche einen Versiegelungsgrad von etwa 45 % (Methodenbericht-Statistisches Bundesamt). Jeden Tag wird Freiraum für Siedlungs- und Verkehrszwecke umgewandelt. So gehen Böden für die Nahrungsproduktion, den Wasserhaushalt, die Klimaanpassung und die Biodiversität verloren. Die Folgen der Flächenneuinanspruchnahme sind damit weitreichend und vielfältig. Einerseits sind die direkten und indirekten ökologischen Auswirkungen zu nennen, andererseits treten immer mehr soziale und ökonomische Folgen einer dispersen Siedlungsstruktur in Erscheinung.
Flächensparziele
Vor diesem Hintergrund haben der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen konkrete Zielsetzungen formuliert. Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie und der Klimaschutzplan der Bundesregierung sieht eine Reduzierung des Flächenverbrauchs auf Bundesebene bis zum Jahr 2030 auf durchschnittlich weniger als 30 Hektar pro Tag vor. Und bis 2050 soll laut der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie ein Flächenverbrauch von netto Null im Sinne einer Flächenkreislaufwirtschaft erreicht werden. Auch die nordrhein-westfälische Landesregierung hat sich die Reduzierung des Flächenverbrauchs zum Ziel gesetzt und dies in der Koalitionsvereinbarung des Landes benannt.
Weiterführende Informationen:
- Flächenberichte des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen
- Umweltindikatoren NRW
- Monitor der Siedlungs- und Freiraumentwicklung des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung
- Methodenbericht-Statistisches Bundesamt
- Nationale Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung
- Klimaschutzplan der Bundesregierung
Daten und Fakten zum Flächenverbrauch
In Deutschland ist seit dem Jahr 2000 ein Rückgang der Flächenneuinanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrsflächen zu erkennen. Im Vierjahresmittel wurden von 2019 bis 2022 jeden Tag rund 52 Hektar als Siedlungsflächen und Verkehrsflächen neu ausgewiesen. (BMUV 2024).
Bei Betrachtung der landesweiten Flächenneuinanspruchnahme kann ebenfalls ein Rückgang festgestellt werden. In den Jahren von 2017 bis 2022 lag die durchschnittliche tägliche Zunahme bei 6,05 ha/Tag. Insgesamt beläuft sich der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Landesfläche in Nordrhein-Westfalen auf 23,9 % (Statistisches Bundesamt 2024).
Weiterführende Informationen:
- Flächenberichte des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen
- Siedlungs- und Verkehrsfläche | Umweltbundesamt
Folgen des Flächenverbrauchs
Betroffen durch die Inanspruchnahme sind alle Umweltgüter, d. h. Boden, Wasser, Luft und Klima, Biodiversität und das Landschaftsbild. Die Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme ist damit für Nordrhein-Westfalen ein wichtiges umweltpolitisches Anliegen.
Aufgrund der integrativen Funktion des Bodens innerhalb des Naturhaushalts führen Bodenversiegelungen zu vielfältigen, häufig schwierig prognostizierbaren Folgen mit synergetischem Charakter und mit erheblichen negativen Folgen für die Umwelt. Naturräume und Flächen für die Biodiversität, CO2-Senken und wichtige Flächen für Klimaanpassungsmaßnahmen, insbesondere für die Hochwasser- und Starkregenvorsorge, aber auch Frischluftentstehungsgebiete und Frischluftschneisen gehen verloren. Nicht zuletzt ist der Verlust wertvoller Ackerflächen zu nennen. Auch im sozialen und ökonomischen Bereich verfügt der Flächenverbrauch über komplexe Wirkungsketten. Insgesamt bedingen und verstärken sich die verschiedenen Auswirkungen unter- und gegeneinander, so dass ein komplexes Wirkungsgefüge erkennbar ist. Angesichts dieser Auswirkungen ist ein erheblicher Handlungsbedarf zur Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme zu sehen!
Ökologische Folgen
- Zerstörung der begrenzten Ressource Boden durch Versiegelung
- Verlust wichtiger Bodenfunktionen durch Erosion oder Verdichtung
- Verlust von Retentionsräumen, die bei Starkregen und Hochwasser überflutet werden können
- Verlust fruchtbarer landwirtschaftlicher Flächen
- Verlust naturnaher Flächen
- Zerschneidung von Natur- und Lebensräumen für Flora und Fauna
- Verlust an Biodiversität
- Ehöhung von Lärm- und Schadstoffemissionen durch Verkehrsaufkommen
Soziale Folgen:
- soziale Entmischung
- Verödung von Innenstädten und gewachsenen Quartieren
- weite Wege für Versorgung und Freizeit
- Erhöhung der Abhängigkeit vom PKW
- hohe Mobilitätskosten
Ökonomische Folgen:
- Erhöhter Kostenaufwand durch geringere Auslastung bestehender technischer, sozialer und kultureller Infrastrukturen
- Gleichzeitig steigender Kostenaufwand für die Erschließung, den Ausbau und die Unterhaltung neuer Infrastrukturen im Umland
- Erhöhter Kostenaufwand zur Beseitigung von Hochwasserschäden
- Wertverlust von Immobilien im Siedlungsbestand durch Ausweisung neuer Baugebiete im Außenbereich (Überangebot).