Blick von einer Anhöhe auf eine Stadt mit sehr viel Industrie und Gewerbe © MUNV NRW

Ressource Fläche

Die unbebaute, unzerschnittene und unversiegelte Fläche ist ein schützenswertes Gut. Die Flächenressourcen sind begrenzt, nicht vermehrbar und gleichzeitig begehrt, denn sie sehen sich diversen Nutzungsansprüchen ausgesetzt: Nutzungen und Funk-tionen wie Wohnen und Gewerbe, Land- und Forstwirtschaft, Freizeit und Erholung, Wirtschaft, Energieerzeugung und Naturschutz stelle...

Flächenneuinanspruchnahme oder auch Flächenverbrauch wird definiert als Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche umfasst die Gebäude- und Freifläche, Betriebsfläche, Erholungs- und Friedhofsfläche und die Verkehrsfläche. Siedlungs- und Verkehrsfläche und versiegelte Fläche können dem-zufolge nicht gleichgesetzt werden, da in die Siedlungs- und Verkehrsfläche auch un-bebaute und nicht versiegelte Flächen eingehen. Schätzungen ergeben für die Sied-lungs- und Verkehrsfläche einen Versiegelungsgrad von 43 bis 50% (Statistisches Bundesamt).
Jeden Tag werden fruchtbare Böden in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt. Die Folgen der Flächenneuinanspruchnahme sind weitreichend und vielfältig. Einer-seits sind die diversen direkten und indirekten ökologischen Auswirkungen zu nennen, andererseits treten immer mehr soziale und ökonomische Folgen einer dispersen Siedlungsstruktur in Erscheinung.

Vor diesem Hintergrund haben der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen konkrete Zielsetzungen formuliert, um die Flächenneuinanspruchnahme auf ein zukunftsfähiges Maß zu reduzieren. Die Nationale Nachhaltigkeitsstrategie sieht auf Bundesebene eine Reduzierung des Verbrauchs von Flächen auf weniger als 30 Hektar pro Tag im Jahr 2030 vor. Bis 2050 soll durch den Klimaschutzplan der Bundesregierung das Netto-Null Flächenverbrauchsziel angestrebt werden.
Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat sich die Reduzierung des Flächen-verbrauchs zum Ziel gesetzt.

In Deutschland ist seit dem Jahr 2000 ein Rückgang der Flächenneuinanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrsflächen zu erkennen. Die Flächenneuinanspruchnahme sank von 129 ha/Tag (2000) auf 52 ha/Tag (2022). Von 2017 bis 2022 betrug der durchschnittliche tägliche Anstieg 54 ha/Tag (UBA 2024).

​​​​​Bei Betrachtung der landesweiten Flächenneuinanspruchnahme kann ebenfalls ein Rückgang vom Jahr 2000 bis 2022 festgestellt werden, dort nahm die tägliche Zu-nahme von 15,3 ha/Tag auf 5,6 ha/Tag ab. In den Jahren von 2017 bis 2022 lag die durchschnittliche tägliche Zunahme bei 6,05 ha/Tag. Insgesamt beläuft sich der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Nordrhein-Westfalen auf 23,8 % (LANUV Flä-chenbericht).

Mit der Neuinanspruchnahme von Freiflächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke gehen nicht nur direkte und indirekte ökologische Folgewirkungen einher, sondern es treten auch verstärkt sozioökonomische Folgewirkungen auf. Betroffen durch die Neu-inanspruchnahme sind dabei alle Umweltgüter, d.h. Boden, Wasser, Luft und Klima, Biodiversität und das Landschaftsbild.

Aufgrund der integrativen Funktion des Bodens innerhalb des Naturhaushalts führen Bodenbelastungen zu vielfältigen, häufig schwierig prognostizierbaren Folgen mit synergetischem Charakter. Auch im sozialen und ökonomischen Bereich verfügt der Flächenverbrauch über komplexe Wirkungsketten. Insgesamt bedingen und verstärken sich die verschiedenen Auswirkungen unter- und gegeneinander, so dass ein komplexes Wirkungsgefüge erkennbar ist. Angesichts dieser Auswirkungen ist ein erheblicher Handlungsbedarf zur Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme zu sehen!

Ökologische Folgen:

  • Zerstörung der begrenzten Ressource Boden durch Versiegelung
  • Verlust wichtiger Bodenfunktionen durch Erosion oder Verdichtung
  • Verlust von Retentionsräumen, die bei Hochwasser überflutet werden können
  • Verlust fruchtbarer landwirtschaftlicher Flächen
  • Verlust naturnaher Flächen
  • Zerschneidung von Natur- und Lebensräumen für Flora und Fauna
  • Verlust an Biodiversität
  • Erhöhung von Lärm- und Schadstoffemissionen durch Verkehrsaufkommen

Soziale Folgen:

  • soziale Entmischung
  • Verödung von Innenstädten und gewachsenen Quartieren
  • weite Wege für Versorgung und Freizeit
  • Erhöhung der Abhängigkeit vom PKW
  • hohe Mobilitätskosten

Ökonomische Folgen:

  • Erhöhter Kostenaufwand durch geringere Auslastung bestehender technischer, sozialer und kultureller Infrastrukturen
  • Gleichzeitig steigender Kostenaufwand für die Erschließung, den Ausbau und die Unterhaltung neuer Infrastrukturen im Umland
  • Erhöhter Kostenaufwand zur Beseitigung von Hochwasserschäden
  • Wertverlust von Immobilien im Siedlungsbestand durch Ausweisung neuer Baugebiete im Außenbereich (Überangebot)