Viele gemischte bunte Tabletten und Kapseln. © Myriam Zilles / Unsplash

Antibiotikaresistenzen

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Die Entstehung von Resistenzen und die Rolle der Umwelt

Antibiotika gehören zu den wichtigsten, unverzichtbaren Medikamenten für die Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten bei Mensch und Tier. Gleichzeitig besteht aber die Gefahr einer Zunahme von Antibiotikaresistenzen. Diese können dazu führen, dass bakterielle Infektionen nur noch eingeschränkt bzw. schlimmstenfalls gar nicht mehr behandelbar sind und tödlich enden können.

Resistenzen gab es schon lange bevor die Menschen Antibiotika verwendet haben. Resistenzen entstehen durch natürliche Mutationen im Erbgut der Bakterien oder durch Aufnahme von Resistenzgenen aus der Umgebung (Umwelt). Bakterien können diese Resistenzgene untereinander austauschen und dabei die Resistenz weitergeben. Die Entstehung resistenter Bakterien bei Mensch und Tier wird durch einen übermäßigen und unsachgemäßen Gebrauch von Antibiotika beschleunigt. So wissen viele Menschen beispielsweise nicht, dass Antibiotika wirkungslos gegenüber Viren sind und deshalb ausschließlich bei bakteriellen Infektionen eingenommen werden sollten. Ein sachgerechter therapeutischer Einsatz von Antibiotika bei Mensch und Tier ist deshalb eine wichtige Voraussetzung, um die Entstehung und Verbreitung antibiotikaresistenter Bakterien zu bekämpfen.

Trotz aller Sorgfalt gelangen jedoch auch bei sachgerechtem Einsatz Antibiotika und antibiotikaresistente Bakterien - durch die Ausscheidungen von Mensch und Tier - in die Umwelt. Auch durch eine unsachgemäße Entsorgung über die Toilette oder das Waschbecken gelangen Antibiotika in die Umwelt. Daher werden Antibiotika und antibiotikaresistente Bakterien in Umweltkompartimenten gefunden.

Fazit:

  • Je weniger Antibiotika und antibiotikaresistente Bakterien in die Umwelt gelangen, umso geringer ist das Potenzial einer weiteren Übertragung und Ausbreitung von Resistenzen über die Umwelt.
  • Deshalb: Arzneimittel, egal ob flüssig oder in Tablettenform, nie über die Toilette und das Waschbecken, sondern über den Restmüll entsorgen!

Gewässeruntersuchungen in NRW

Ein weiteres wichtiges Thema sind deshalb Gewässerbelastungen. Seit 2019 führte das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) im Auftrag des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums Sonderuntersuchungen von Abwasser und Gewässern in Nordrhein-Westfalen auf relevante antibiotikaresistente Bakterien sowie auf Antibiotikarückstände und Antibiotikaresistenzgene durch. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen, dass Antibiotikaresistenzen in unseren Gewässern bereits verbreitet sind. Bakterien mit Resistenzen gegenüber drei von vier Antibiotikagruppen (3MRGN; dreifach multiresistente gramnegative Bakterien) wurden in Abwässern aller untersuchten Anlagen (Krankenhäuser, Betriebe der Fleischwirtschaft, Zu- und Abläufe von Kläranlagen sowie in Fließgewässern) gefunden. In Fließgewässern wurden 3MRGN auch unabhängig von konkreten Abwassereinleitungen gefunden. Demgegenüber wurden Bakterien mit Resistenzen gegen vier Antibiotikagruppen (4MRGN) vor allem in Krankenhausabwässern sowie den aufnehmenden Kläranlagen und Fließgewässern nachgewiesen. Unter den 4MRGN wurden auch sogenannte „High-Risk-Klone“ gefunden, die sich u.a. durch besonders krankmachende Eigenschaften auszeichnen. Die Ergebnisse des LANUV wurden in einem Fachbericht veröffentlicht.

Um nach dieser ersten stichprobenartigen Studie ein vollständigeres Bild der Belastungssituation von Abwasser und Fließgewässern in Nordrhein-Westfalen mit Antibiotikaresistenzen zu erhalten, plant das LANUV die Untersuchungen auf weitere Messstellen auszuweiten.

Darüber hinaus stellt das Umweltministerium NRW aber auch bereits jetzt Finanzmittel zur Verfügung, um Kläranlagen nachzurüsten, die diese Stoffe und Bakterien weitgehend zurückhalten können, so dass diese gar nicht erst in die Umwelt gelangen.

Badegewässerqualität in NRW

Die Badegewässer in Nordrhein-Westfalen weisen eine sehr gute Wasserqualität auf. In Nordrhein-Westfalen gibt es derzeit 85 ausgewiesene EU-Badegewässer mit 112 Badestellen, an denen während der Badesaison regelmäßig Untersuchungen der Wasserqualität stattfinden. An 104 Badestellen in Nordrhein-Westfalen erhielt die Wasserqualität im Jahr 2023 eine ausgezeichnete Bewertung.

Die Gesundheitsämter nehmen während der Badesaison grundsätzlich mindestens alle vier Wochen Wasserproben zur Analyse. Geprüft wird unter anderem das Auftreten der Darmbakterien Intestinale Enterokokken und Escherichia coli, welche als Indikatoren dienen und auf Verschmutzungen hinweisen. Eine interaktive Bewertungskarte und aktuelle Bewertungen zur Badegewässerqualität können unter www.badegewaesser.nrw.de eingesehen werden.

Es wird empfohlen, an den vielen ausgezeichneten und gut bewerteten EU-Badegewässer in Nordrhein-Westfalen baden zu gehen, da bei anderen Badestellen keine regelmäßige Begutachtung der hygienischen Wasserqualität durch die Gesundheitsämter erfolgt. Bei schlechter hygienischer Wasserqualität und hoher fäkaler Belastung – also insbesondere bei abwasserbeeinflussten Fließgewässern – ist auch die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Krankheitserreger und auch antibiotikaresistente Bakterien vorkommen.

Deshalb: Baden Sie ausschließlich an ausgewiesenen EU-Badegewässern

Der „One-Health-Ansatz“

Eine ganzheitliche Betrachtung der Resistenz-Problematik ist erforderlich. So sind die Zusammenhänge zwischen der menschlichen Gesundheit, der Tiergesundheit und die Rolle der Umwelt als Reservoir für die Entstehung und Selektion von resistenten Bakterien, in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus gerückt.

Das Thema „One-Health“ ist auch im Masterplan Umwelt und Gesundheit NRW verankert. Im Sinne des „One-Health-Ansatzes“ fand am 23.11.2018 eine gemeinsame Veranstaltung des Umwelt- und Gesundheitsministeriums NRW zum Thema „Antibiotikaresistenz im Spannungsfeld von Mensch, Tier und Umwelt“ statt. Die Veranstaltung hat den fachübergreifenden „One-Health-Ansatz“ eindrücklich bestätigt und gezeigt, dass die Vernetzung und Zusammenarbeit der verschiedenen Fachbereiche dringend notwendig ist, um eine weitere Ausbreitung antibiotikaresistenter Bakterien zu bekämpfen.
Im November 2022 - am Europäischen Antibiotikatag - wurde eine gemeinsame Pressemitteilung des Umwelt-, Gesundheits-, und Landwirtschafts-/Verbraucherschutzministeriums veröffentlicht. Darüber hinaus finden zum gegenseitigen Erfahrungs- und Wissensaustausch rund um die Thematik "Antibiotikaresistenzen" gemeinsame Arbeitstreffen der drei Ministerien auf Fachebene statt.