Im Hintergrund Wohngebäude. Im Vordergrund ein S-Bahnhof mit einfahrendem Zug. © Pixabay

Umweltgerechtigkeit

-

Untersuchungen belegen, dass Umweltbelastungen und ihre gesundheitlichen Folgen in der Gesellschaft nicht gleich verteilt sind. Das heißt, sozial und wirtschaftlich benachteiligte Bevölkerungsgruppen sind Umweltbelastungen regelmäßig in höherem Maße ausgesetzt als andere Bevölkerungsgruppen. Diese Zusammenhänge von Umwelt- und Gesundheitsrisiken und sozialen Ungleichheiten werden seit Anfang der 2000er Jahren in der umweltpolitischen Debatte in Deutschland unter dem Begriff „Umweltgerechtigkeit“ diskutiert.

Umweltgerechtigkeit und die Befassung mit „Umwelt-Gesundheit-Soziale Lage“ ist eines der Handlungsfelder in den NRW-Programmen zur Verbesserung des umweltbezogenen Gesundheitsschutzes. Umweltgerechtigkeit berührt dabei auch Belange aus weiteren Fachbereichen wie beispielsweise Stadtentwicklung, Stadtplanung, Bauen und Verkehr; weitere Synergien ergeben sich unter anderem zu Bildung und Sport.

NRW kann auf eine lange Tradition von Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen Umwelt- und Gesundheitsrisiken und sozialen Ungleichheiten zurückblicken und verfügt über einen reichhaltigen Fundus von Erfahrungen. Dazu wurden im Rahmen des APUG NRW und MPUG NRW zahlreiche Projekte und Aktivitäten im Kontext Umwelt, Gesundheit und soziale Lage, ebenso wie Forschungsprojekte und Studien von verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen in NRW durchgeführt.

Umweltgerechtigkeit vor Ort - Wie geht das?

Mehr Umweltgerechtigkeit wird vor Ort in und von den Kommunen geschaffen. Es gilt insbesondere Mehrfachbelastungen zu vermeiden oder zu reduzieren, ohne dabei Belastungen in unzulässiger Weise zu verlagern. Sofern dies nicht möglich ist, gilt es Kompensation schaffen. Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel oder zum Ausbau von Grün-Blauer Infrastruktur leisten in der Regel gleichzeitig einen wichtigen Beitrag für „Mehr Umweltgerechtigkeit“.

Mit dem MPUG NRW wurden Handlungsempfehlungen für die kommunale Praxis erarbeitet und Projekte durchgeführt für die Entwicklung einer besseren Lebensqualität in benachteiligten Quartieren/Stadtteilen und der Verankerung von Umweltgerechtigkeit auf kommunaler Ebene.

Umweltgerechtigkeit in der Politik

Umweltgerechtigkeit steht seit 2016 auf der Agenda der Umweltministerkonferenz (UMK). Unter der Überschrift „Soziale Aspekte der Umweltpolitik“ wird gemäß dem ersten Beschluss 2016 das Ziel verfolgt, überproportionale Umweltbelastungen in Abhängigkeit vom sozialen Status zu minimieren. Dazu wurde ein ressortübergreifendes Gremium unter Länderbeteiligung einberufen, in dem NRW aktiv vertreten ist.

Auf Landesebene wurde Umweltgerechtigkeit in der NRW-Nachhaltigkeitsstrategie und in Förderprogrammen zur Grünen Infrastruktur und Klimaanpassung programmatisch verankert.

Übersicht Projekte/Handlungsempfehlungen

  • Handlungsempfehlungen Umweltgerechtigkeit (Anhang III zum MPUG NRW)
  • Studie ​​​​​​​"Potentiale ortsnaher Grün- und Spielflächen unter den Gesichtspunkten Umwelt, Gesundheit und soziale Lage". Hierzu werden seit 2016 ergänzend in regelmäßigen Abständen Praxisdialoge über die Natur- und Umweltschutz-Akademie (NUA) NRW NUA durchgeführt.​​​​​​​
  • Planspiel Lärmaktionsplanung: Hier wurde untersucht, wie vorhandene Daten und Informationen aus den Bereichen Umwelt, Gesundheit und soziale Lage in die Lärmaktionsplanung der Städte einbezogen werden können. In einer 2018 durchgeführten Nachbetrachtung des Planspiels festgestellt, dass die Handlungsempfehlungen weiter aktuell sind.
  • Wie die Zusammenhänge von Umwelt – Gesundheit – Soziales in Planungen berücksichtigt werden können, dazu finden Sie unter „Zusammenarbeit und integrierte Berichterstattung“ weitere Informationen.

Weitere Hilfestellungen wurde auf Bundesebene über verschiedene Forschungs- und Entwicklungsprojekte von UBA und DIfU erarbeitet – an einigen hat NRW aktiv mitgewirkt. Die Projektberichte und weitere Informationen finden sie hier. Handlungsempfehlungen an Bund und Länder wurden gleichermaßen erarbeitet wie für Kommunen, u.a. mit einer Tool-Box "Umweltgerechtigkeit" und der Handreichung Praxisbeispielen für Kommunen (Stand 2022).

Übersicht Veranstaltungen:

  • Fachveranstaltung Umweltgerechtigkeit - Handlungsoptionen für NRW (28. November 2014)
  • Workshop „Wie gelingt Umweltgerechtigkeit? (11. Juni 2015)
  • Dokumentation 1. Praxisdialog „Potenziale von Grün- und Spielflächen im Kontext der Umweltgerechtigkeit“ (24.11.2016)
  • Dokumentation „Nachbetrachtung zum Planspiel Lärmaktionsplanung“
  • 2.-4 Praxisdialoge „Potenziale von Grün und Spielflächen im Kontext der Umweltgerechtigkeit (2018/2021/2023)
  • „Sozialplanung trifft…. Umweltgerechtigkeit“, Veranstaltung der G.I.B. (Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH, 17.11.2022)

Ausführliche Informationen zu den Projekten, Aktivitäten, Forschungsprojekten und Studien aus der Zeit des APUG finden Sie im Anhang II zum Masterplan Umwelt und Gesundheit im Kapitel Umweltgerechtigkeit.

Übersicht Umweltgerechtigkeit in der Umweltministerkonferenz (Auszug):