Der Landnutzungswandel im Sinne der Verdrängung der natürlichen Ökosysteme ist ein wesentlicher Treiber für weitreichende globale Umweltveränderungen. Er geschieht größtenteils durch Rodungen von Wäldern zugunsten von Acker- und Weideland. Diese Art des Landnutzungswandels ist jedoch innerhalb Nordrhein-Westfalens Geschichte. In den letzten Jahrzehnten sind an Rhein und Ruhr vielmehr die Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsflächen sowie die Intensivierung der landwirtschaftlichen Flächennutzung charakteristisch.
UMSCHLÜSSELUNGEN UND ARTEFAKTE DURCH UMSTELLUNG DES KATASTERS
Von 2015 auf 2016 erfolgte bei den Vermessungsverwaltungen die Umstellung vom Automatisierten Liegenschaftsbuch (ALB) auf das Amtliche Liegenschaftskatasterinformationssystem (ALKIS). Daher kann der Flächenverbrauch für 2016 nur mit Hilfe rückmigrierter Daten von ALKIS auf ALB angegeben werden. Bei der Umstellung sind die Flächen in einen neuen Nutzungsartenkatalog überführt worden. Unter anderem wurden gewisse Gewässerbegleitflächen umgeschlüsselt. So wurden für ganz Nordrhein-Westfalen bei der Umstellung 2016 etwa 6.500 Hektar dem Nutzungsartbereich Vegetation zugeordnet und fielen somit aus der Siedlungs- und Verkehrsfläche heraus.
2019 wurden Tag für Tag durchschnittlich 8,1 Hektar Freiraum für Siedlungs- und Verkehrszwecke in Anspruch genommen. Das entspricht einer täglichen Flächeninanspruchnahme von rund 11 Fußballfeldern. Der Flächenverbrauch durch Bergbaubetriebe, Tagebau, Gruben und Steinbrüche blieb dabei unberücksichtigt. Seit Erhebungsbeginn im Jahr 1997 summierte sich die Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche auf circa 1.020 Quadratkilometer, die 9,5-fache Fläche des Nationalparks Eifel. Ziel der Landesregierung ist es, einen angemessenen Beitrag zur Erreichung des entsprechenden Ziels im Rahmen der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (Senkung der Flächeninanspruchnahme für Siedlung und Verkehr auf unter 30 Hektar pro Tag bis zum Jahr 2030) zu leisten.
Laut Kataster sind mit Stand Ende 2019 die Landwirtschaft mit 47,1 %, der Wald mit 24,8 % (beziehungsweise 26,9 % nach Landeswaldinventur 2014), die Siedlungen mit 16,7 % und der Verkehr mit 7,0 % die bedeutendsten Nutzungsarten. Mit rund 46 % ist knapp die Hälfte der nordrhein-westfälischen Siedlungs- und Verkehrsfläche versiegelt – also bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt.
Für Siedlung und Verkehr werden häufig Flächen der Landwirtschaft in Anspruch genommen. So gehen Böden für die Nahrungsproduktion, aber auch für den Wasserhaushalt und die Klimaanpassung verloren. Zudem werden landwirtschaftliche Flächen auch für Wald- und Gewässerflächen sowie für die Kompensation von Siedlungserweiterungen und Verkehrswegebau verwendet. Als Folge verringerte sich die landwirtschaftliche Fläche von 1996 bis 2015 – den letzten 20 Jahren, in denen nach dem Automatisierten Liegenschaftsbuch erhoben wurde – um 1.187 Quadratkilometer. Dies bedeutete für die heimische Landwirtschaft einen tagtäglichen Verlust von 17,1 Hektar an fruchtbarem Acker- und Weideland. Nach der Umstellung auf ein anderes Informationssystem (siehe Kasten) lag die Abnahme der landwirtschaftlichen Fläche in den Jahren 2017 bis 2019 bei durchschnittlich 21,9 Hektar.
Die pro Kopf beanspruchte Siedlungsfläche lag im Jahr 2019 bei 306 Quadratmetern – nach 304 Quadratmetern in 2018 und 303 Quadratmetern in 2017. Ursachen für die Werte dürften der steigende Lebensstandard und höhere Ansprüche an den Wohnraum sein. Außerdem wirken sich die zunehmende Mobilität und die wachsende Zahl von Single-Haushalten aus. Auch wenn die Landesfläche begrenzt ist: Der aktuelle Bedarf an zusätzlichem Wohnraum in vielen Großstädten und der Strukturwandel in einigen Regionen lassen in naher Zukunft keinen deutlichen Rückgang des Flächenverbrauchs erwarten.