Abbildung: Mikroplastik – die unsichtbare Gefahr

Mikroplastik – die unsichtbare Gefahr

Mikroplastik – die unsichtbare Gefahr

Weltweit werden über 400 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr produziert – aus fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas. Plastik ist allgegenwärtig. Ein Teil davon gelangt als Plastikmüll in die Weltmeere. Dessen Zerfall zu Mikroplastik und die Akkumulation in der marinen Umwelt brachten Mikroplastik in den Fokus von Forschung, Politik und Öffentlichkeit. Inzwischen weiß man um die zivilisatorische Grundlast von Mikroplastik und gewinnt vermehrt Erkenntnisse über das Vorkommen in weiteren Umweltkompartimenten, etwa in Böden, sowie in Organismen.

Da Mikroplastik nicht oder nur sehr langsam abgebaut wird, kommt es zu Gewässerbelastungen und zu Veränderungen der Gewässerökologie. Lebewesen unter Wasser können Mikroplastik mit der Nahrung aufnehmen, so wurde es in Muscheln, Schnecken, Würmern, Wasserflöhen und Fischen nachgewiesen. Da diese Organismen Nahrungsquellen für andere Lebewesen sind, reichert sich Mikroplastik in der Nahrungskette an. Auch wird vermutet, dass bei der Plastikproduktion hinzugefügte Zusatzstoffe wie Cadmium, Flammschutzmittel und Weichmacher toxische oder hormonähnliche Wirkungen entfalten.

 


DEFINITION UND ENTSTEHUNG VON MIKROPLASTIK

Mikroplastik steht für feste Kunststoffparti- kel mit einem Durchmesser unter 5 Millimeter. Man unterscheidet primäres Mikroplastik, das zum Beispiel ganz wesentlich durch das Waschen von synthetischen Materialien, den Abrieb von Reifen – allein in Deutschland sollen es etwa 120.000 Tonnen pro Jahr sein – oder etwa auch durch Kosmetikprodukte verursacht wird, und sekundäres Mikroplastik, das durch Verwitterung und Fragmentierung von Makroplastik – vor allem von wild entsorgten Kunststoffabfällen wie Plastiktüten, Gartenstühlen und Verpackungsmaterial – insbesondere in Flüssen und Meeren entsteht.


 

In einer österreichischen Pilotstudie konnte 2018 erstmals Mikroplastik im Menschen nachgewiesen werden. Dabei fanden sich 9 verschiedene Kunststoffarten in Größen von 0,05 bis 0,50 Millimetern in Stuhlproben – am häufigsten Polypropylen und Polyethylenterephthalat (PET). Laut einer neueren australischen Metastudie nimmt der Mensch durch Nahrungsmittel, Getränke und Atemluft im Durchschnitt bis zu 5 Gramm Plastik pro Woche auf (Gewicht einer Kreditkarte). Eine kanadische Metastudie kommt mit der Aufnahme von rund 80.000 bis 210.000 Mikroplastikpartikeln je Nordamerikaner und Jahr zu ähnlichen Ergebnissen. Ob Mikroplastik dem menschlichen Körper schadet, ist aber derzeit nicht wissenschaftlich belegt.

Kunststoffabfälle gehen uns alle an. Sie entstehen unter anderem in Haushalten und Krankenhäusern, durch Handwerk und Dienstleistungen oder Folienabdeckungen in Landwirtschaft und Gemüsebau. Die EU-Kommission erkannte diese Problematik und veröffentlichte im Jahr 2018 eine Plastikstrategie. Zudem verabschiedete der Rat der EU-Mitgliedstaaten die Einwegplastikrichtlinie, die bis 2021 in nationales Recht umgesetzt werden muss. Europa ist damit auf dem Weg, für Kunststoffe die bisherige lineare Wirtschaftsweise in eine Kreislaufwirtschaft abzuändern. Im Idealfall sollte so zum Beispiel aus einem Kunststoffgehäuse eines Elektrogerätes wieder ein gleichwertiges Produkt hergestellt werden. In Deutschland ist bei PET-Pfandflaschen eine Kreislaufwirtschaft bereits in großem Stil Realität, da diese überwiegend sortenrein gesammelt und zur Produktion neuer Getränkeflaschen verwendet werden.

Das Bundesumweltministerium verabschiedete Ende 2018 einen 5-Punkte-Plan für den Weg aus der Wegwerfgesellschaft. Daneben unterstützt Nordrhein-Westfalen unter anderem Forschungsvorhaben zum Mikroplastik und setzt auf kooperative Ansätze wie die Selbstverpflichtung der Industrie zum Verzicht auf Mikroplastik in Kosmetika.

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