Abbildung: Licht und Schatten bei Artenvielfalt und Landschaftsqualität

Licht und Schatten bei Artenvielfalt und Landschaftsqualität

Licht und Schatten bei Artenvielfalt und Landschaftsqualität

Der Indikator Artenvielfalt und Landschaftsqualität dient der Zustandsbewertung von Natur und Landschaft als Lebensraum für Fauna und Flora unter dem Einfluss vielfältiger Nutzungen. Er basiert auf der Bestandsentwicklung von rund 60 Brutvogelarten, die für den Zustand der 4 Landschafts- und Lebensraumtypen Nordrhein-Westfalens repräsentativ sind. Darunter sind Feldlerche und Kiebitz für das Agrarland, Eisvogel und Teichrohrsänger für die Gewässer, Hausrotschwanz und Rauchschwalbe für die Siedlungen sowie Schwarzspecht und Waldlaubsänger für die Wälder. Der Gesamtindikator ist mit einem Zielerreichungsgrad von 72 % weit entfernt von dem angestrebten Zielwert 100 %. Dieser Zielwert ist abgeleitet aus der maximalen Häufigkeit der jeweiligen Brutvogelart im Beobachtungszeitraum 1997 bis 2015 (einer Zeitspanne, in der diese Arten bereits deutliche Bestandsrückgänge verzeichneten). Nichtsdestotrotz ist beim Gesamtindikator jüngst die Wende zu einem insgesamt steigenden Trend über die letzten zehn Jahre gelungen.

 


DIE ARTEN-AREAL-BEZIEHUNG – EINE FUNDAMENTALE ÖKOLOGISCHE REGEL

Je größer die untersuchte Fläche, desto mehr Arten sind darauf zu finden. Und je verinselter und fragmentierter die Lebensräume, desto geringer ist ihre Biodiversität. Daher hat der Erhalt sogenannter unzerschnittener verkehrsarmer Räume (konkreter definiert als Räume, die nicht durch Straßen mit einer Verkehrsstärke über 1.000 Fahrzeuge pro Tag sowie Bahnstrecken, Ortslagen, Industrie- und Gewerbegebiete, Flughäfen und Kanäle ab einer bestimmten Bedeutung zerschnitten werden) so große Relevanz für die Biodiversität. Nordrhein-Westfalen verfügt gerade einmal über 6 unzerschnittene verkehrsarme Räume, die größer als 100 Quadratkilometer sind. Dieser Sachverhalt übt in Verbindung mit dem kontinuierlichen Flächenverbrauch durch Siedlungs- und Verkehrs- sowie Abbauflächen einen enormen Druck auf die heimische Artenvielfalt aus.


 

Eine solide Erklärung für den Trend in den Siedlungen kann derzeit noch nicht gegeben werden. Erste Erfolge des Förderaufrufs „Grüne Infrastruktur NRW“, der Grün- und Freiraumelemente im urbanen Raum schafft und vernetzt, können noch nicht sicher festgestellt werden. Die Entwicklung in den Wäldern könnte auf milde Winter und den Anstieg des Laubholz- sowie des Alt- und Totholzanteils zurückgeführt werden. Im stark gewichteten Agrarland ist dagegen nach wie vor ein Negativtrend zu beobachten. „Die Situation ist dramatisch, der Handlungsbedarf akut“, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme unter Federführung der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina mit dem Titel „Biodiversität und Management von Agrarlandschaften“. Dies ist unter anderem der intensiven und häufigen Bodenbearbeitung, dem vielfachen Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln und dem relativ geringen Anteil an extensiv genutztem Grün- und Ackerland geschuldet. Ebenso spielen kleiner werdende Lebensräume durch den Flächenverbrauch sowie die fortschreitende Zerschneidung der Landschaft eine Rolle.

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