Viele übereinander gestapelte Bücher nebeneinander füllen das gesamte Bild © Tim Wildsmith / Unsplash

Historischer Überblick - International

-

Strategieprogramm "Gesundheit für alle" (1984)

Im Jahr 1984 verabschiedeten die europäischen Mitgliedsstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Strategieprogramm "Gesundheit für alle" (Health for all), mit dem erstmalig eine Einigung für eine gemeinsame Gesundheitspolitik bis zum Jahr 2000 getroffen wurde. Die Strategie enthält insgesamt 38 europäische Gesundheitsziele, hierunter auch erstmalig Ziele für den umweltbezogenen Gesundheitsschutz. Nach einer grundlegenden Überarbeitung wurde das Dokument 1998 unter dem Titel "Gesundheit 21" mit 21 Zielen für das 21. Jahrhundert für die Europäische Region der WHO veröffentlicht. 2012 folgte „Gesundheit 2020“ als neues europäische Rahmengesundheitskonzept, mit Zielvorgaben für Gesundheit und Wohlbefinden.

Erste Internationale Konferenz für Gesundheitsförderung in Ottawa (1986)

Als Umsetzungsstrategie für das Programm "Gesundheit für alle" wurde auf der ersten internationalen Konferenz für Gesundheitsförderung in Ottawa (1986) die Ottawa Charta beschlossen. Hiernach stellen gesunde Umweltbedingungen - neben anderen Faktoren - eine Grundvoraussetzung für Gesundheit dar. Entsprechend wird die Schaffung gesundheitsfördernder Lebensbedingungen als eine von fünf Handlungsbereichen aufgeführt.

Erste Europäische Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit in Frankfurt (1989)

Schon vor Jahren wurde erkannt, dass eine stärkere Kooperation zwischen den Akteuren aus dem Gesundheits- und Umweltbereich wesentlich ist, um eine Verbesserung im umweltbezogenen Gesundheitsschutz zu erreichen. Dies führte 1989 zur 1. Europäischen Konferenz Umwelt und Gesundheit in Frankfurt, auf der die Europäische Charta "Umwelt und Gesundheit" verabschiedet wurde. Hierin heißt es: "Jeder Mensch hat Anspruch auf eine Umwelt, die ein höchstmögliches Maß an Gesundheit und Wohlbefinden ermöglicht".

Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro (1992)

Im Juni 1992 fand in Rio de Janeiro die zweite Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung (UNCED), die auch als Rio-Konferenz bekannt wurde, statt. Das Thema der nachhaltigen Entwicklung stand hierbei im Mittelpunkt der Diskussion. Auf der Konferenz wurde die Agenda 21 verabschiedet. In diesem Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert wurden grundlegende Vereinbarungen zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung unter gleichzeitiger Berücksichtigung ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Aspekte getroffen. Kapitel 6 ist ausdrücklich dem Thema Schutz und Förderung der menschlichen Gesundheit gewidmet, aber auch in weiteren Kapiteln der Agenda 21 wird Gesundheit direkt oder indirekt angesprochen. Auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg (26.8.-4.9.2002) wurden die bisherigen Ergebnisse und Erfahrungen überprüft und über konkrete Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Agenda 21 beraten.

Zweite Europäische Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit in Helsinki (1994)

Unter dem Motto "Planung" fand in Helsinki die 2. Europäische Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit statt. Hier wurde der Aktionsplan Umwelt und Gesundheit für Europa (Environmental Health Action Plan for Europe, EHAPE) verabschiedet. Der Plan soll als Orientierungshilfe für die Planung und Durchführung von Maßnahmen im Bereich Umwelt und Gesundheit in Europa dienen. Zur Umsetzung des Aktionsplans verpflichteten sich die teilnehmenden Staaten, entsprechende Aktionspläne auf nationaler Ebene auszuarbeiten. Nordrhein-Westfalen hat in der Folge als einziges deutsches Bundesland ein eigenes Aktionsprogramm Umwelt und Gesundheit aufgestellt.

Dritte Europäische Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit in London (1999)

Auf der 3. Europäischen Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit in London tauschten die Länder ihre Erfahrungen, die sie bei der Aufstellung und Umsetzung ihrer Nationalen Aktionspläne Umwelt und Gesundheit gewonnen hatten, aus. Es wurde festgestellt, dass die Umsetzung der Nationalen Aktionspläne im Wesentlichen auf der lokalen Ebene erfolgen muss. Daher wurde empfohlen, lokale Pläne zur Verbesserung von Umwelt und Gesundheit zu erstellen. Hierzu können eigenständige Lokale Aktionspläne Umwelt und Gesundheit (Local Environmental Health Action Plans, LEHAPs) entwickelt oder bereits bestehende Pläne wie z.B. die der Lokalen Agenda oder der Gesunden Städte-Projekte genutzt werden. Auf der London-Konferenz wurden eine Konferenzerklärung, die Charta Verkehr, Umwelt und Gesundheit sowie das Protokoll über Wasser und Gesundheit verabschiedet.

Vierte Europäische Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit in Budapest (2004)

Die vierte Ministerkonferenz in Budapest befasste sich schwerpunktmäßig mit Umweltauswirkungen auf die Gesundheit von Kindern. Laut Analysen der WHO führt ein ungesundes Lebensumfeld jedes Jahr weltweit zum Tod von über fünf Millionen Kindern. Vor diesem Hintergrund lautete das Leitmotiv "Die Zukunft unseren Kindern". Die Budapest-Konferenz verabschiedete eine Konferenzerklärung und einen Aktionsplan zur Verbesserung von Umwelt und Gesundheit der Kinder in der Europäischen Region (CEHAPE). Eine eigene Erklärung der Europäischen Kommission begrüßt den von der Konferenz ausgehenden politischen Impuls. Die Budapester Konferenzerklärung war einigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern nicht konkret genug. So findet sich z.B. in einer Erklärung der Jugend deutliche Kritik an den Konferenzergebnissen. APUG NRW wurde im Rahmen eines side events der Ministerkonferenz vorgestellt (Budapest 2004).

Fünfte Europäische Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit in Parma (2010)

Die fünfte Ministerkonferenz in Parma befasste sich schwerpunktmäßig mit dem Thema „Schutz der Gesundheit der Kinder in einer sich verändernden Umwelt“. Mit der Erklärung von Parma liegt erstmalig ein zeitgebundenes Ergebnis vor. Die Regierungen der 53 Mitgliedstaaten der Europäischen Region der WHO haben klare Zielvorgaben für den Abbau umweltbedingter Gefahren für die Gesundheit im Rahmen des Prozesses Umwelt und Gesundheit in Europa vereinbart.

Sechste Europäische Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit in Ostrava (2017)

Die sechste Ministerkonferenz in Ostrava hat den Schwerpunkt auf den „Aufbau widerstandsfähiger Gemeinschaften und unterstützender Umfelder“ – einen von vier vorrangigen Handlungsfeldern des Europäischen Rahmenkonzepts für Gesundheit und Wohlbefinden, „Gesundheit 2020“ gelegt. Zu den Ergebnissen zählt, dass der Prozess Umwelt und Gesundheit in Europa (EHP) als bewährtes ressortübergreifendes und inklusives Verfahren und Forum für die Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung genutzt werden soll. Dies gilt in Hinblick auf die strategische Planung, die Abstimmung, die Umsetzung und die Beobachtung der Fortschritte bei der Verwirklichung der Ziele dieser Erklärung sowie für die dazugehörige Berichterstattung. Zur Verringerung umweltbedingter Gesundheitsrisiken soll

  • die ressortübergreifende Zusammenarbeit auf allen staatlichen Ebenen und mit allen maßgeblichen Interessengruppen ausgeweitet werden;
  • die Beteiligung der Bürger an Entscheidungsprozessen und der Zugang zu Informationen und zu den Gerichten gefördert werden.

Bis Ende 2018 sollen nationale Handlungskataloge für Umwelt und Gesundheit entwickelt werden. Dazu wurde ein Aktionsplan verabschiedet und institutionelle Regelungen für den EHP von den Mitgliedstaaten durch die Ministerkonferenzen Umwelt und Gesundheit festgelegt.

Siebte Europäische Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit in Budapest (2023)

Die siebte Konferenz der für Umwelt und Gesundheit zuständigen Minister der der Europäischen Region der WHO fand vom 05. bis 07. Juli 2023 in Budapest statt. Thema dieser Konferenz war die Bewältigung der gesundheitlichen Herausforderungen von Klimakrise, Artensterben und Umweltverschmutzung. Neben Bundesumweltministerin Lemke hat auch das Landeszentrum Gesundheit NRW teilgenommen und sich mit einem Vortrag beteiligt.
Es wurde eine gemeinsame Erklärung mit einem „Fahrplan für gesündere Menschen, einen blühenden Planeten und eine nachhaltige Zukunft 2023 - 2030“ verabschiedet.