Besorgniserregender ökologischer Zustand des Waldes

Neben den langfristigen Belastungen durch atmosphärische Stickstoff- und Säureeinträge machten dem Wald in Nordrhein-Westfalen in der jüngeren Vergangenheit gleich mehrere Faktoren schwer zu schaffen: Stürme mit viel Windwurf, ein erhöhter Wasserbedarf durch verlängerte Vegetationsperioden und seit dem Jahr 2018 auftretende Dürreperioden mit schwierigen Wasserhaushaltssituationen, verbunden mit einer anhaltenden Borkenkäferkalamität. Die dadurch seit 2018 entstandene Nadelholzschadfläche umfasst etwa 133.000 Hektar (Stand September 2024).

Das Bild zeigt eine stark geschädigte Nadelwaldfläche. Im Hintergrund sind abgestorbene Fichten zu sehen. © Haide / Pixabay

Das schlägt sich auch in dem ökologischen Zustand des  Waldes für das Jahr 2024 nieder: Nur 27 % der  Waldbäume wiesen eine intakte Krone auf und wirkten  gesund, 34 % zeigten einen geringen Verlust von Blättern  oder Nadeln und 39 % einen starken Verlust.

Balkendiagramm (gestapelt): Umweltindikator Waldzustand – Kronenverlichtung aller Baumarten © MUNV NRW

Umweltindikator Waldzustand – Kronenverlichtung aller Baumarten

Die Kronenverlichtung ist ein Spiegel der Vitalität von Bäumen und bildet so auch den Zustand des Waldes ab. Im Jahr 2024 hatten Bäume auf 27 % der Waldfläche Nordrhein-Westfalens keine Kronenverlichtung. Der Anteil folgte einem konstanten Trend über die letzten 10 Jahre. Dier Anteil der Bäume mit schwacher Kronenverlichtung lag zuletzt bei 34 % und einem fallenden Trend. Bei konstantem Trend über die letzten 10 Jahre zeigten allerdings Bäume auf 39 % der Waldfläche deutlich verlichtete Kronen. Seit der Jahrtausendwende schwanken die Schäden auf hohem Niveau. Der Waldumbau hin zu standortgerechteren und klimaresilienten Mischbeständen soll den Zustand der Bäume langfristig verbessern.

Damit ist das Schadensniveau weiterhin sehr hoch im Vergleich zum Beobachtungsbeginn. Zwar lag aufgrund der  ausreichenden Niederschläge eine gute Bodenwasserversorgung in den durchwurzelten Schichten in der Vegetationszeit April bis Ende August vor und es bestand kein  Wasserstress der Waldbäume. Es wirkten aber besonders die Folgen der vorherigen Dürre- und Hitzejahre nach mit Schäden an den Feinwurzeln, der Kronenstruktur und den Leitungssystemen sowie einer Häufung der Fruktifikation  (Ausbildung von Samen und Früchten). Für die Vitalität  der Hauptbaumarten sah es für 2024 wie folgt aus: 19 %  der Buchen hatten eine intakte Krone, bei 37 % wurde  eine leichte und bei 44 % eine deutliche Kronenverlichtung beobachtet. Bei den Eichen wurde eine Verschlechterung gegenüber 2023 konstatiert. Nur 6 % zeigten keine  Kronenverlichtung, das ist der geringste Wert seit Erhebungsbeginn. 30 % verzeichneten eine mittlere und 64 %  eine deutliche Kronenverlichtung. Bei den Fichten kam es  zu einem Ende der Borkenkäferkalamität und zu einem  verbesserten Zustand (54 % keine, 19 % eine geringe  und 27 % eine deutliche Kronenverlichtung), methodisch  bedingt durch vielfach gepflanzte junge Fichten. Bei der  Kiefer gab es Negativrekorde. Nur 9 % hatten keine Kronenverlichtung und waren gesund, 55 % zeigten eine  geringe und 36 % deutliche Kronenverlichtung.